Woche 3
21.04.: Heute beginnt schon die 3. Woche unseres langen aufregenden Hundelebens.
Weil Mr. White uns glaubhaft versichert hat, dass der Anblick der Chefin sooooo dramatisch nun doch nicht sei, haben wir beschlossen, selbst mal nachzuschauen. Bärchen und Bommel gucken jetzt mit, der Rest ist dabei, nachzuziehen.
Übrigens bedienen wir ein weitverbreitetes Klischee: ist es nicht so, dass die Damenwelt im allgemeinen ein Riesen-Theater-Geheimnis um ihre Gewichtsprobleme macht? Also wir - d.h. Pünktchen und Cookie - sehen nicht im geringsten ein, unsere - äh, umfangreichen - Pölsterchen nachwiegen zu lassen. Lieber bringen wir die Schüssel zum Kippen oder wagen einen todesmutigen Kopfsprung über den Rand, um nur ja nichts zu verraten. Ganz nebenbei sorgen wir für einen anständigen Blutdruckwert bei unserer Chefin, weil sie uns bereits mehrfach beinahe in den Abgrund stürzen sah..... (ein zu niedriger Blutdruck trägt ja bekanntlich nicht unbedingt zum allgemeinen Wohlbefinden bei und wir möchten ja, dass es unserer Chefin gut geht :-)). Ärgerlich ist nur, dass wegen unserer waghalsigen Turnübungen die blöde Schüssel-Prozedur jeden Morgen mehrfach wiederholt werden muss, damit die Chefin eine Zahl in die Gewichtstabelle eintragen kann - aber gut, man kann nicht alles haben!!!!
Nachmittag: In der deutschen Sprache gibt es ja so einige merkwürdige Begriffe, bei denen man sich hin und wieder fragt, wie die wohl entstanden sind! Wißt Ihr z.B., wo der Ausdruck "Wackelkandidat" herkommt?????? Wir haben`s herausgefunden! Der Begriff umschreibt einen kleinen Kromi, der gerade entdeckt hat, dass die Hinterbeine nicht ausschließlich zum Aufbocken vor der Milchbar erfunden wurden, sondern sich darüber hinaus auch vorzüglich zur Fortbewegung eignen. Wobei "vorzüglich" vielleicht nicht die richtige Umschreibung für diese Art des Fortkommens von einem Punkt A zu einem überschaubar weit entlegenen Punkt B ist. Denn jetzt zeigt sich die eigentliche Bedeutung des Wortes "Wackelkandidat". Die 4 Beine mögen zwar zum Zwecke des Überwindens von Strecken erfunden worden sein, leider hat unser cleverer Erfinder versäumt, uns eine Bedienungsanleitung zukommen zu lassen, speziell was die Koordination dieser vier an verschiedenen Enden eines Kromis angebrachten Beine angeht. Aber möglicherweise finden wir ja auch das noch heraus - ohne Bedienungsanleitung!!!! Sollten wir Fortschritte (doppeldeutig!!! :-) ) machen - Ihr werdet`s bestimmt als erste erfahren!
22.04.: Wir Männer gehören mittlerweile alle zur "Guck"-Fraktion -mehr oder weniger jedenfalls. Wir beiden Damen hatten bislang noch keine Zeit dazu, die Augen aufzumachen, da wir nach wie vor mit dem allmorgendlichen Schüssel-Terror beschäftigt sind. Man sagt zwar landläufig, dass Frauen multitasking-fähig seien, doch vielleicht ist das bei Kromi-Damen ja anders. Aber es dauert bei uns nicht mehr lange, dann gehören auch wir zu den Sehern. Gut Ding will Weile haben.......und ausserdem haben wir heute Feiertag (Karfreitag), da wird eh nicht gearbeitet!!!
24.04.: Ja, ab heute ist es soweit: Alle haben ihre Äuglein auf, und nicht nur mehr oder weniger!! Jeder von uns kann jetzt gucken... Leider musste auch schon jeder von uns den furchtbaren Anblick der Chefin ertragen... Es war schlimm, genau wie Mr. White es beschrieben hat!!!
Sooooo, und jetzt wollen wir uns mal ganz offiziell und laut beschweren:
Gestern Morgen nämlich kam der Chef in unser Zimmer, und hat einfach laut gesagt: "Hallo ihr dicken Teile!" Was für eine Frechheit!!! Das können diese komischen Leute, genannt Chef und Chefin, sich nicht einfach erlauben! Wieso werden wir immer als dick betitelt, wo wir doch angeblich mehr auf die Waage bringen sollen??? Früher, gaaanz früher, da war Chef glücklich, als wir immer schwerer wurden jeden Tag. Und jetzt? Jetzt werden wir ausgelacht! Unerhört...
Einfach nur süß - Bilder sagen mehr als tausend Worte!
25.04.: Kennt Ihr die biblische Geschichte von der Einnahme Jerichos? Nein? Also, wir jetzt schon...
Da ist doch damals das ganze Volk Israel 6 Tage hintereinander schweigend um die befestigte Stadtmauer von Jericho herummarschiert - jeden Tag 1x; am siebten Tag sind sie sogar 7x drum herum gelaufen, haben beim 7. Mal plötzlich einen Riesenradau veranstaltet (Trompeten und so) und prompt fielen Jerichos Mauern ein. Das war schön für die Israliten, denn nun konnten sie die Stadt mühelos einnehmen, allerdings eher suboptimal für die Einwohner Jerichos, weil sie bedauerlicherweise erobert wurden und ihre Stadt räumen mussten.
Jetzt hätte uns die Geschichte vielleicht gefallen, wenn wir auf der Siegerseite gewesen wären. Waren wir aber natürlich nicht. Gestern morgen schlich sich die Chefin mal wieder an unsere Stadt an, und wir ahnten ja schon wieder Schlimmes. Und es kam sogar noch schlimmer: ohne Vorwarnung stürzte doch plötzlich mit großem Getöse unsere Schutzmauer ein und wir sahen uns unvermittelt einer riesigen unüberschaubaren und erschreckenden Welt gegenüber. Prompt purzelten schon die ersten von uns aus der Wurfkiste und piepsten erstmal jämmerlich, weil sie den Weg in die vertraute Umgebung nicht mehr fanden. Immerhin hatte die Chefin ein Einsehen und ließ nur eine Wand unseres Hauses einstürzen, aber dennoch sehen wir uns jetzt den Unbilden einer unglaublich großen gefährlichen Welt ausgesetzt. Und es kam, wie es kommen musste: seither kommen Scharen von Leuten zum Chef und der Chefin zu Besuch und schauen - wenn auch nur von weitem - zu jeder Tages-u. Schlafzeit in unser kaputtes Haus und stören unsere bis dahin so herrliche Privatsphäre. Wir kommen uns vor wie im Zoo!!!!! Wir können nur hoffen, dass die Chefin - die ja für diese tragische Wendung in unserem Leben unmittelbar verantwortlich ist - diese vielen fremden Menschen nicht auch noch unser Haus besetzen lässt (oder zumindest das, was sie davon noch übrig gelassen hat). Und immerhin dürfen wir vorerst hier wohnen bleiben - wie großzügig................!!!